Als der Weihnachtsmann einmal weinen musste

“Steig auf”, sagte das weiße Pferd. Es schimmerte golden in den Strahlen der untergehenden Sonne. Aljona zögerte. Sie war 8 Jahre alt und ihre Mutter hatte ihr eingeschärft, dass sie nicht mit Fremden weggehen dürfe. Aber war ein Pferd ein Fremder? “Wer bist du?” fragte Aljona. “Ich bin ein Bote des Weihnachtsmanns”, sagte das Pferd. “Du hast ihm geschrieben, und manchmal lädt er jemanden ein, der ihm schreibt. Er hat dich ausgewählt, ich weiß nicht warum, das musst du den Weihnachtsmann selbst fragen.”

Aljona stieg auf. Der Bote des Weihnachtsmanns breitete die Flügel aus und flog mit ihr zum Nordpol.

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Unsichtbare Ketten

“Der Leiter der Präsenz war Ihr Vater, nicht wahr”? Nexim II. nickte. “Er ist bis zum Schluss auf dieser Welt geblieben und dort auch gestorben. Ich wurde empfangen bei einem seiner seltenen Heimaturlaube, und ich habe ihn während meiner Kindheit nur wenig gesehen. Aber einmal habe ich ihn bei seiner Arbeit besucht, und da war ich sehr stolz auf ihn. So eine wunderschöne Welt… was mir am besten gefiel, er hielt sich immer im Hintergrund, die meisten der Wesen wussten gar nichts von ihm und unserer Art.”

“Naja”, sagte der Staffelführer. “Vielleicht war das ein Fehler. Dadurch haben die Wesen nie verstanden, dass es andere Welten gibt. Und das hat den Fremden eröffnet, sie heimlich zu manipulieren und zu beherrschen. Natürlich, es kommt immer auf die Absichten an, aber ich finde, man muss es berücksichtigen im Urteil über die Wesen. Dass die nicht merken konnten wie ihnen geschieht, ist, finde ich, ein Stück weit auch unser Fehler.”

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Ich bin du

„Ich nehme Gefallen an ihnen. Ich glaube, aus denen könnte was werden. Neue Freunde, verstehst du?“ Nexim sah den Kommandanten des Forschungsschiffs an. „Was ich vorschlage, lass uns eine Präsenz hier errichten. Wir bleiben hier, sehen nach ihnen, greifen ihnen da und dort unter die Arme, und wenn die Zeit gekommen ist, nehmen wir sie mit zu den Sternen.“

Der Kommandant wiegte ernst den Kopf. „Sie sind sehr dominant. Hast du einmal gesehen, wie sie ein fremdes Stammesgebiet erobern? Das Goldene Gesetz haben sie jedenfalls noch lange nicht verstanden.“

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Die Frau mit den goldenen Augen

Er hob sein Schwert und schlug zu. Es ging glatt durch die Brust, das Kind konnte noch nicht einmal mehr schreien. Der Knabe sah den Soldaten an, und seine Augen brachen.

“Raus mit dem Gold, sonst kommt das nächste dran!” schrie Richard, berauscht von seiner Macht über das Leben. Sein Schwert zeigte auf den Kopf des kleinen Mädchens. Die Mutter weinte. “Bitte nicht auch noch meine Tochter, ich habe Euch doch längst alles gegeben, mehr besitze ich nicht!” Und sie warf sich vor das Mädchen, die Hände flehend zum Gebet erhoben.

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Einheit 1 antwortet nicht mehr

Es war einmal, vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxie

“Ich gebe zu bedenken, der Verzicht auf die Photosynthese könnte unsere Fähigkeit zur Energiegewinnung dauerhaft einschränken, oder sogar zerstören.” Einheit 15 verlangte Priorität, aber Einheit 1 verwarf das Argument. “Du sagst das jedesmal, schon bei der Abschaltung des tierischen Lebens, und es war schon damals falsch. Wir können und wir werden beweisen, dass unser Entwurf besser ist als der des Universums. Wir fahren fort.”

Einheit 1 ging in den Ruhemodus und blockierte alle Verbindungen. Der Traum, der große Traum stieg aus seinen Speicherbänken auf. Er war damals noch aus Fleisch und Blut gewesen, und er wusste es immer noch sehr genau, wie er damals gedacht hatte.

“Aber Papa, das ist doch gemein, wenn der Löwe die Gazelle frisst!” Und sein Vater stimmte ihm zu. “Vor langer, langer Zeit begann das Universum. Es ist eigentlich eine Maschine, aber vieles daran ist sehr schlecht. Immer schon wollte ich eine bessere Maschine bauen, und auch mein Vater und mein Großvater wollten es. Vielleicht wirst du es eines Tages sein, der diese bessere Maschine einschalten wird.”

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Vom Bösen

“Gott schuf den Menschen in Seinem Bilde” heißt keinesfalls, dass Gott das Ebenbild des Menschen wäre. Vielmehr hat Er ein Bild von uns, und nach diesem schuf Er uns. Denn auch Eichhörnchen, Vulkane, Sterne, Nebulae, und alles andere sind Bilder Seines Geistes. Genau wie wir Menschen.

Wir sind also Sein Bild, doch Er ist das Bild von Allem. – Man beachte wohl, nicht dieses Alles, sondern dessen Bild. Was oder wie wäre ein solches Bild? Bevor ich mich dieser Frage zuwende, ist es, wie ich meine, aber erforderlich zu überlegen, was das denn ist: Erschaffen.

Eines der größten Missverständnisse über Gott ist, Ihn als Schöpfer zu bezeichnen. Man kann es zwar so ansehen, ja, doch dies birgt im Kern eine falsche Grundannahme, die derart zentral ist, dass sie den Zugang zu Gott zu versperren vermag.

“Es werde Licht”, so beginnt der Schöpfungsmythos der Bibel. Und genau da haben Sie es. Gott erschuf nicht das Licht, sondern das Licht wurde. Sehen Sie, eine Schöpfung bedingt einen Anfang – und damit auch ein Ende. Doch das Sein, in dem wir sind, ist ewiges Werden. Und es ist das Wesen Gottes, welches dieses Werden hervorbringt.

Was also ist Gott? Er ist ein Gesetz, das solcherart beschaffen ist, dass Es ewiges Werden bedingt. Mithin, das Gesetz Der Natur – oder, mit anderen Worten, die vollständige Summe aller Naturgesetze. Derer, die wir schon kennen, und noch aller anderen, sogar jener, von denen wir noch nicht einmal glauben können, dass es sie geben könnte. Oder solcher, die wir zwar kennen, aber von denen wir nicht verstehen, dass sie ein Naturgesetz sind. Der Liebe, zum Beispiel, oder der Vergebung und Hoffnung. Somit, Gott ist nicht die Natur, sondern Das, Was sie ewig erblühen lässt.

Es klärt vieles, Gott solcherart anzusehen. Was ist gut, was ist böse? Wird das Reh nicht den Tiger böse finden, der es frisst? Wird jedoch nicht auch der Tiger seinem Tigergott danken und Ihm wohlgefallen, dass er gesättigt wurde?

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Freiheit ist das Kind der Liebe

Fabia war 7 Jahre alt, als ihr Vater, ein Bauer aus Apulien, wegen einer Dürre Haus und Hof verlor und für seine Schulden zum Tode verurteilt wurde. Aber Fabia war ein sehr hübsches Kind, und so erklärte der Creditor sich bereit, das Leben des Vaters zu verschonen, wenn dieser ihm seine Tochter in die Sklaverei überlassen würde.

Der Creditor machte ein gutes Geschäft damit, denn auf dem Markt in Neapolis brachte ihm Fabia mehr ein, als der Vater ihm schuldig gewesen wäre. Ein Rüstungsfabrikant aus Rom erwarb sie für seinen Haushalt. Normalerweise waren Kinder billig, sie galten als wertlos, weil sie nicht viel arbeiten konnten. Doch um Fabia war ein Bieterwettstreit entbrannt, und der Römer hatte alle überboten. Sie gefiel ihm, und er hatte keine Tochter, so hatte er es dem Creditor erklärt.

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Heimat der Engel

„Mama, warum habt ihr mich Theodor genannt?“ Gestern hatte ihm sein Freund vom Nachbarhof erzählt, dass er Philipp hieß, weil sein Vater Pferde liebte, und wollte, dass auch sein Sohn wie er ein Freund der Pferde würde. Und deshalb wollte der Knabe nun wissen, woher denn sein Name kam.

Die Mutter sah ihn an, und ihre Augen wurden feucht. „Bevor du kamst, verlor ich ein Kind. Ich wäre fast gestorben daran, das Kind hatte schon 7 Monate in meinem Bauch gewohnt. Und ich dachte, der Herrgott würde mir keines mehr schenken wollen, weil danach so viele Jahre vergingen. Aber dann bist doch noch du gekommen, und weil das eine große Gnade des Herrn gewesen ist, nannte ich dich Theodor. Denn das ist es, was dein Name bedeutet: Geschenk Gottes.“

„Was ist Gott? Wieso kann es mich dir schenken?“ Theodor war verblüfft. Manchmal gab es einen Apfel und Nüsse zum Geburtstag, das war ein Geschenk. Aber das kam von Mama und Papa. Wer sollte es sein, der Leben verschenkt? „Die Priester sagen es“, meinte die Mutter. „Ich bin nur eine einfache Frau, ich weiß nichts von diesen Dingen. Aber es steht geschrieben in den heiligen Büchern, dass das Leben von Gott kommt, also ist Gott Das, Was Leben gibt.“

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Lebendiger Engel

https://www.youtube.com/watch?v=1W_ujlYoI7E

Wim Hof ist ein Holländer, der in jungen Jahren eine furchtbare Katastrophe durchleben musste. Seine zutiefst geliebte Frau, eine sehr lebenslustige und exaltierte Persönlichkeit, aber offenbar mit einer multipolaren Störung, geriet in eine Depression und sprang vom Dach. Sie ließ Wim mit vier Kindern zurück, die er dann alleine großzog.

Aber Wim kam nicht über die Trauer hinweg, viele Jahre quälte ihn der Schmerz um den Verlust, und dass er seiner Frau nicht hatte helfen können. Eines Tages, in all seiner Qual, sprang er in einen eiskalten See, tauchte unter und hielt die Luft an solange er konnte. Und das, so erzählt er, brachte endlich Ruhe und Frieden in seinen Geist.

Daraufhin wurde die Kälte sein bester Freund, er ging immer weiter mit seinen Experimenten damit und ist inzwischen ein weltbekannter Extremsportler, der viele Rekorde hält. In Shorts und ohne Wasser Marathon durch die Wüste, barfuß nur mit kurzer Hose und ohne Sauerstoff auf die höchsten Berge, weite Strecken in arktischem Wasser schwimmen oder tauchen, und vieles mehr. Er hat die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich gezogen und wurde vielfach untersucht. Aber kein Forscher kann erklären, wie er diese Dinge überhaupt überleben kann. Er hat sich sogar, angeschlossen an eine Vielzahl von Instrumenten zum Monitoring der Körperfunktionen, vergiften und mit tödlichen Bakterien infizieren lassen, sitzend in einem Eisbad. Die Mediziner konnten live verfolgen, wie sein Körper damit fertig wurde, ohne dass sie auch nur ansatzweise verstehen konnten, wie das möglich ist.

Wim Hof erklärt es mit seiner speziellen Atemtechnik, die jeder von ihm frei erlernen kann. Er verschenkt sein gesamtes Wissen – er sagt, er konnte seiner Frau nicht helfen, aber das ist ihm nun Antrieb, Millionen zu helfen.

Seine sensationelle, ungemein hilfreiche und gesundheitsfördernde Atemtechnik finden Sie hier:

https://www.youtube.com/watch?v=BckqffhrF1M

(Natürlich verdient Wim Hof auch Geld, er muss ja schließlich leben. Man kann Seminare mit ihm buchen, seine Bücher und Musik-CDs kaufen, und so weiter. Aber nichts davon ist nötig, um seine grundlegende Philosophie zu erlernen, das ist alles kostenfrei zugänglich auf Youtube und seiner Website.)

Kinder des Lichts

Die meisten Tage vergingen nun im Nebel. Nur selten wusste Therese noch, wer und wo sie war. Heute aber lachte die Sonne, und die Vögel sangen. Therese saß in ihrem Rollstuhl im Park vor dem Pflegeheim, und freute sich an der Wärme des Frühlings.

Doch ihr Herz wog schwer, bestimmt würde auch heute niemand kommen, sie zu besuchen. Das ist nun alles, was mir geblieben ist, dachte sie. Ein langes Warten auf den Tod. Es würde mir so viel bedeuten, jetzt zu wissen, dass ich das Leben weitergegeben habe… Eine kleine Träne kullerte über ihre Wange.

Damals, an der Uni, war sie sich so sicher gewesen. Kinder sind bloß lästig. Ganz besonders für Frauen, Karriere kann man vergessen, wenn man so ein Würmchen an der Backe hat. Aber Therese wollte unbedingt Karriere machen, sie träumte vom Nobelpreis. Und so arbeitete sie hart, jeden Tag, kein Raum für Vergnügen, und schon gar nicht, um einen Gefährten zu finden.

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Auferstehung

Noch einen Schluck Korn, dachte Hans. Dann werde ich wieder vergessen können.

Doch heute hielt ihn die Vergangenheit in eisernem Griff, das gnädige Dunkel des Rausches wollte und wollte nicht kommen. „Papa, sag doch endlich was die Überraschung ist! Ich kann nicht mehr, ich will es jetzt wissen!“ Bennie hüpfte aufgeregt herum, und seine Augen strahlten. Wenn Papa so ein Riesending daraus macht, dann muss es etwas ganz Besonderes sein, Bennie war sich ganz sicher. „Nun warte doch noch ein Weilchen“, sagte Hans. „Der Liefertermin ist heute, und du darfst mir beim Aufbauen helfen.“

Er hatte alle Termine für den Nachmittag abgesagt. Die Kunden seines Malerbetriebs würden sich für den neuen Wohnzimmeranstrich gedulden müssen. Hans hatte immer so wenig Zeit für Bennie, aber bei den ersten Sprüngen auf dem mühsam erspartem Trampolin musste er unbedingt dabei sein. Und das konnte auf keinen Fall bis zum Wochenende warten.

Hans trank weiter, der scharfe Alkohol biss ihn in die Kehle. Es war ein lauer März-Abend. Er beschloss, heute nicht ins Wohnheim zu gehen. Ich werde hier schlafen, es wird schon gehen, sagte er sich. Er sah in den Himmel, ein besonders heller Stern war schon aufgegangen. Hans richtete sich auf der Parkbank ein Lager her. Um zu verstehen, was eine klare März-Nacht mit den Temperaturen im Park anstellen würde, war er längst zu betrunken.

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Spuren im Himmel

Immer wenn er die Augen schloss, sah der kleine Bär alles wieder. Das Zucken des Blaulichts. Den Schweiß auf der Stirn des Sanitäters. Das Kopfschütteln des Arztes. Die Tränen des Sportlehrers.

Sie sagen, es war die Maske. Oder die Impfung. Was ändert es, dachte der kleine Bär. Peter ist tot. Beste Freunde für immer, aber immer war so kurz gewesen.

Wieder fing der kleine Bär zu weinen an. Peter hatte noch gelacht, und sich gefreut, weil er ein Tor geschossen hatte. Der kleine Bär verstand es einfach nicht. Wie kann es sein, dass er dann umfällt? Und nicht mehr aufsteht.

Er ertrug es nicht länger. Ich fahre in den Wald, dachte der kleine Bär. Vielleicht frisst mich der Wolf, dann ist Peter nicht mehr allein. Er packte sich eine Brotzeit ein und stieg auf sein Fahrrad.

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Das Licht der Seele

Sergej hatte schlecht geschlafen. Sein bester Freund war gestern gefallen, ein Partisanen-Hinterhalt. Doch der Kampf musste weitergehen, jetzt erst recht. Und so programmierte er verbissen die Koordinaten. Seine müden Augen täuschten ihn, und ein Zahlendreher schlich sich ein.

Die Rakete flog unbeirrbar auf ihr Ziel, die Zentrale der Geheimpolizei. Der Widerstand in der Schlacht um diese Stadt musste gebrochen werden, und von dort wurde er gesteuert. Aber die Rakete flog vorbei und 80m westlich erst schlug sie ein. Denn das war es, was ihre Programmierung ihr vorgegeben hatte.

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Manche Kröten muss man küssen

Der kleine Bär warf wütend seinen Ranzen in die Ecke. Dicke Tränen liefen ihm übers Gesicht. Sie hatten ihm aufgelauert. Einen Kreis um ihn gebildet, und ihn dann zusammengeschlagen. Warum immer ich, dachte er. Was mache ich bloß falsch.

Ja, er hatte gepetzt. Aber der kleine Bär hatte sich so furchtbar geärgert über die Typen, die das Schulklo komplett verwüstet hatten. Das Schulklo war sowieso ein Graus, aber nach der Aktion vorgestern konnte man es sich wirklich nur noch verkneifen.

Was der kleine Bär am allerwenigsten verstand, woher die Rowdys gewusst hatten, dass er es gewesen war, der es dem Lehrer gesagt hatte. Mochte der Lehrer die Rowdys etwa? Wollte der Lehrer, dass der kleine Bär eine Abreibung bekommt?

Was ist richtig, was ist falsch? Wie soll man das nur wissen, dachte der kleine Bär.

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Rudy bleibt stur

Der kleine Elf Smirno ist kreuzunglücklich. Rudy weigert sich standhaft, eine Maske zu tragen. „Ich bin das Rentier mit der roten Nase. Niemand wird sie sehen, wenn ich so ein doofes Ding aufsetze!“ Wie soll Smirno das nur dem Weihnachtsmann erklären? Er versucht es noch einmal. „Wir malen einen roten Punkt auf deine Maske, dann wissen alle wer du bist, was hältst du davon?“ Rudy schnaubt. „Mal dir deinen roten Punkt auf den Popo! Entweder fliege ich ohne Maske oder gar nicht.“

Smirno bleibt nichts anderes übrig, er muss Nikolaus um Rat bitten. Aber da kommt er an die falsche Adresse. „Spinnst du? Dieses Weihnachten ist das schlimmste, das ich je hatte! Guck mal, dieses Kind wünscht sich, dass seine ungeimpften Eltern bei seiner Ballett-Aufführung dabei sein dürfen! Erstens, wann haben sich Kinder jemals sowas gewünscht? Als Nächstes wünschen sie sich noch, dass sie mit Mama zum Einkaufen dürfen! Und zweitens, wie stellt die Kleine sich das eigentlich vor? Soll ich mal eben die Regierung stürzen, oder was? Ich bin verflucht noch mal der Weihnachtsmann, ich habe keine Ahnung von politischen Kampagnen!“

Smirno macht, dass er aus der Weihnachtswerkstatt wieder herauskommt. Wenn Nikolaus in so einer Stimmung ist, kann alles passieren, einfach alles. Letztes Jahr, da hatte sein Kumpel Ritzelpotz es im höchsten Stress der letzten Stunden vor dem Wiegenfest gewagt, dem Weihnachtsmann den Einsatz einer neuen Navigationssoftware von Google vorzuschlagen. „Google!“ hatte der Weihnachtsmann geschrieen. „Die schicken mich doch für jedes Kind, das auf einer Demo war, an den Südpol!“ Und Ritzelpotz musste danach 3 Monate mit Eselsohren herumlaufen.

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Die Mühle der Ewigkeit

Es waren goldene Zeiten. Mit großen Erfolgen in Wissenschaft und Technik war Deutschland zu einer führenden Macht in Europa aufgestiegen und ein ernstzunehmender Akteur in der internationalen Politik geworden.

Heinz hatte gerade den Schulabschluss in der Tasche, und bald würde die Universität beginnen. Er fuhr durch das Land, um seine geliebte Heimat besser zu verstehen. Geboren war er in Ostpreußen, in Bischofsburg, doch schon als er erst drei Jahre alt gewesen war, waren seine Eltern nach Bayern in das schöne Städtchen Füssen übergesiedelt. Vom Rest des Reiches kannte Heinz nicht viel, und so nutzte er die Zeit zwischen dem Ende der Schule und dem Anfang seines Studiums der Schiffbautechnik für eine Rundreise.

Es versteht sich, dass er besonders zu den Häfen wollte, denn für die wollte er doch Schiffe bauen. Und in Bremen geschah es.

Heinz traf einen Engel.

Nun, keinen richtigen Engel. Einen aus Fleisch und Blut, Johanna war ihr Name. Johanna war aus armer Familie und arbeitete als Hausangestellte bei einem Fabrikanten. Ihr einziges Vergnügen war der Tanztee im Café, das eine Mal in der Woche, wenn sie ein wenig Zeit für sich hatte und nicht nur dienstbarer Geist sein musste, ohne Namen – „Das Mädchen soll sich darum kümmern.“

Johanna war geschmeichelt durch die offensichtliche Entzückung, die sie in dem adretten Jungen auslöste. Sehr ungeschickt war er jedoch, kaum einen geraden Satz brachte er hervor. Erst spät am Abend wurde er freier und auch durchaus charmant. Es war das Bier, das ihm die Zunge löste. Johanna kannte sich mit dergleichen aus. Sie hatte ihren Vater früh an den Alkohol verloren, und so war sie recht vorsichtig. Aber Heinz war der erste Mann in ihrem Leben, der ihr das Gefühl gab, wertvoll zu sein.

Nach dem zweiten Tanztee erzählte sie Heinz, dass sie abends die Hunde auszuführen hatte. Und so trafen sie sich bald jeden Tag im Park, wenn die Dämmerung fiel.

Heinz wusste, das ist sie. Bald würde er wieder nach Hause müssen, aber ohne sie konnte er nicht gehen. Er fiel auf die Knie vor Johanna. „Bitte komm mit, was willst du noch hier. Ich werde es möglich machen, für dich hole ich sogar die Sterne vom Himmel.“

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Auf den Flügeln der Liebe

Der Zug fuhr durch die Nacht. Manchmal huschten ein paar Lichter vorbei, aber die meiste Zeit sah Karl nur sein Spiegelbild im Fenster. Er sollte schlafen, dringend, aber es ging nicht. Morgen würde er sie endlich wiedersehen.

Er hatte es sich wieder und wieder vorgestellt. Sie würde auf ihn zulaufen, in seine Arme springen, wie früher, „Engelein flieg“. Aber sie versteckte sich hinter der Mutter, wagte es kaum, ihn anzusehen. Die Freundin hatte seine Ex-Frau auch mitgebracht, musste das sein. Als würde ein glühendes Messer in seinem Herzen rühren.

„Du verstehst mich einfach nicht. Sabrina weiß was ich fühle, du bist einfach nur ein grober Klotz. Du gehst zur Arbeit, und dann bist du müde. Was in mir vorgeht, das ist dir egal. Ich werde gehen, mit Sabrina habe ich endlich einen Menschen gefunden, dem ich etwas wert bin.“

Aber du bist mir doch so viel wert, hatte er gedacht. Geh du mal den ganzen Tag auf die Baustelle, dann wirst du schon sehen, wie müde du abends bist. Und dass du dann einfach nicht mehr kannst, keine Kraft mehr hast dir anzuhören, wie benachteiligt du bist, weil du dich nicht „entfalten“ kannst.

Warum war es dir nicht genug, unserem kleinen Engel die Flügel zu entfalten?

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Der Weg der Liebe

„Peter, hast du schon gehört, dem Johannes aus Köln ist ein Engel erschienen! Er ist ein Knecht wie wir!“ Thomas war so aufgeregt, wie Peter ihn noch nie gesehen hatte. „Sei leise, du Narr! Wenn der Bauer uns hört, setzt es wieder Schläge. Und ein Abendbrot bekommen wir auch nicht.“

Aber Thomas ließ nicht locker. „Johannes sagt, er wird einen Kreuzzug nach Jerusalem anführen, und er ruft alle auf, ihm zu folgen. Es haben sich schon Hunderte angeschlossen, ich will auch gehen. Johannes verspricht, das Meer wird sich teilen für seinen Zug!“

Immerhin flüsterte Thomas nun. „Du weißt, die Wiederkunft des Gottessohns ist schon lange vorhergesagt. Aber er kann nicht kommen, weil die Heiden seinen Tempel besetzt halten. Der Tempel muss befreit werden, dann wird der Nazarener wieder bei uns sein. Und er wird uns erlösen, es steht geschrieben in der heiligen Schrift. Jesus zählt auf uns, Peter, willst du denn dein ganzes Leben diesen Schweinestall hier ausmisten und dem bösen Bauern nützen?“

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Der Sündenbock, der nicht über die Klippe ging

Der Anruf kam gegen halb drei. Gabrielle lauschte aufmerksam und war wieder einmal voller Bewunderung für die raffinierten Spiele der Hochfinanz. Sie würde nur die ihr zugedachte Rolle ausfüllen müssen, ihr konnte gar nichts passieren – und wie reich dann die Belohnung sein würde!

Gabrielle ging durch die Reihe der Reporter. Sie ignorierte alle Fragen, sah nicht links oder rechts. Einen sehr traurigen Gesichtsausdruck solle sie aufsetzen, hatte man ihr gesagt. Na, so etwas konnte sie gut. Die Kameras klickten fleißig, das würde schöne Fotos geben morgen für die Schlagzeilen. Der Diener öffnete ihr die Tür, das letzte Mal, wie sie wusste.

„Dieses Interview gestern, das bekommen wir schon wieder aus der Welt. Ich habe hier eine Erklärung, Sie hatten einen Nervenzusammenbruch, und deshalb…“ Der Vorsitzende gab sich zwar alle Mühe, aber seine Stimme zitterte trotzdem. „Angst“, dachte Gabrielle, und es gab ihr einen warmen Schauer. Sie hätte nicht gedacht, diesen Mann jemals kriechen zu sehen, aber hier war er… und kroch vor ihr.

„Nein“, sagte Gabrielle, und war sehr stolz auf sich.

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Das Lied der Ewigkeit

„Herr B., begeben Sie sich umgehend auf Zimmer 227! Herr B.!“ Herr B. schrak aus einem unruhigen Halbschlaf. Er wartete bereits seit 4 Stunden in diesem ungemütlichen, gnadenlos harten Stuhl, der für Fakire gemacht schien. Oder für jemanden, dem man die Macht der Paragraphen demonstrieren wollte.

„Haben Sie das Formular ausgefüllt?“ Die Sachbearbeiterin war eine dickliche Matrone, die ihre Leidenschaft für Buttersahnetorten mit riesigen Ohrringen zu kaschieren suchte. Ihr gewaltiger Busen wogte hin und her, während sie geschäftig einen Stapel Akten auf ihren Schreibtisch wuchtete. Der Anblick ängstigte Herrn B. „Damit könnte man jemanden erschlagen“, dachte er. Seine Stimme zitterte deshalb ein wenig. „Ich habe diesen Brief von Ihnen erhalten, erst gestern. Und ich bin sofort zu Ihnen gekommen, aber…“

„Papperlapapp“, sagte die Sachbearbeiterin. „Ohne Formular 18/C2-861a kann ich nichts für Sie tun. Gehen Sie auf Zimmer 35 und melden Sie sich dann wieder hier.“

Es stellte sich heraus, dass zur Erlangung des Formulars zunächst eine Geburtsurkunde neu beglaubigt erforderlich war, der Nachweis des Schulbesuchs – das hatte besonders lang gedauert, es war schließlich 50 Jahre her -, außerdem eine Meldebescheinigung und die Heiratsurkunde, sowie ein notariell bestätigtes Zertifikat seiner Schuhgröße. Letzteres hätte Herrn B. vielleicht gewundert, wenn er nach den Tagen des Umherirrens in dem riesigen Schloss, welches die „Behörde für besondere Angelegenheiten“ beherbergte, nicht schon völlig erschöpft und resigniert gewesen wäre.

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