(Hinweis: Dieser Artikel wurde nachträglich ergänzt, siehe ab der „Anmerkung“) In einer Welt, in der alle Menschen gesund sind, würde der gesamte medizinische Komplex versterben: denn, so wie es heute ist, nur für die medizinische Behandlung eines Kranken wird bezahlt.
Mag sein, dass niemals alle gesund wären, aber man sieht: das wirtschaftliche Interesse, so wie es heute ist, dieses medizinischen Komplexes ist der kranke Mensch. Nicht der gesunde.
Wir haben also ein Krankheitssystem.
Wie nun könnte man daraus das machen, was es vorgibt zu sein – ein Gesundheitssystem?
In der traditionellen chinesischen und auch der traditionellen indischen Medizin bezahlte man den Arzt, solange man gesund war – wenn man krank war, musste man den Arzt nicht bezahlen. Natürlich war es dazu erforderlich, dass jeder Patient eines Arztes war, und dieser Arzt behandelte alles. Es kümmerte sich aber jeder darum, einen Arzt zu haben, denn er könnte ja krank werden. So dass auch die Ärzte ihr Auskommen hatten.
In einem solchen System jedenfalls ist das wirtschaftliche Interesse der Gesunde. Man verdient ja nur, solange der Patient gesund ist. Und es geht darin nicht darum, zwecks Gewinnmaximierung den zwar lebendigen, dabei aber chronisch kranken und gerade noch vollzeitarbeitsfähigen Dahinsiechenden anstreben zu müssen.
Traurigerweise, weil Zeichen unserer Dummheit, wäre es doch sehr einfach, unser heutiges System dieser traditionellen Medizin anzupassen: wir zahlen unsere Krankenversicherungsbeiträge, und sobald wir krank sind, zahlen wir sie nicht mehr. Und schon wäre das wirtschaftliche Interesse des Systems der gesunde Mensch.
(Anmerkung: Es geht hier nicht um irgendeinen einzelnen Akteur irgendwo im medizinischen Komplex. Es geht um ein System, das dumm und falsch ist, verkehrte Anreize setzt, und systemisch dumme und falsche Zwänge erzeugt – zu unser aller Schaden.)
Es ist dabei natürlich offensichtlich, dass Modelle der grauen Vorzeit der Menschheitsgeschichte nicht so ohne weiteres auf unsere heutige Zeit übertragbar sind. Zum Beispiel gibt es inzwischen eine fortschreitende Spezialisierung, und diese Arbeitsteilung hat den Menschen auch enorm vorangebracht. Heutzutage gibt es also nicht nur Hausärzte, sondern auch Fachärzte, Rettungsdienste, Forschungseinrichtungen, Krankenhäuser, …
Dennoch ließe sich das althergebrachte Modell – sprich, man zahlt nur, wenn man gesund ist – problemlos in unsere Zeit übertragen. Denn, wir haben Computer. Und Big Data.
Um es kurz zu skizzieren: Jeder muss sich gegen Krankheit versichern (bezahlt dafür aber nur während gesund); sodann wird jeder Krankenversicherte einem Hausarzt zugewiesen – entweder der Versicherte sucht sich den selbst aus, oder das geht nach Wohnort (falls der Versicherte keinen benannt hat). Diesem Hausarzt werden nun per festzulegendem Schlüssel alle nachgelagerten Gesundheitseinrichtungen zugeordnet.
Angenommen, ein Hausarzt überweist ein Zwanzigstel seiner Patienten zu einem Herzspezialisten, also werden 20 Hausärzte einem Herzspezialisten zugeordnet. Ein Fünfzigstel der Patienten muss ins Krankenhaus, also 50 Hausärzte einem zuständigen Krankenhaus attributiert. Menschen haben mit einem 1:200 Risiko einen Unfall und benötigen die Rettung, also 200 Hausärzte dem örtlichen Rettungsdienst. Usw. usf. für alle Leistungen des Gesundheitssystems.
Diese Zahlen beziehen sich dabei auf einen gegebenen statistischen Zeitraum, bspw. ein Jahr, und sind natürlich zunächst nur (völlig frei gewählte) Beispiele. Nur um die Idee zu verstehen: Jemand zahlt 500 Euro Krankenversicherung, die gehen (abzgl. der Verwaltungskosten der Versicherung) an den Hausarzt. Jedoch nicht in voller Höhe, denn ein Fünfzigstel des Geldes geht in den Topf der Krankenhäuser (aus dem nach Größe der Krankenhäuser verteilt wird), ein Zwanzigstel in den Topf der Herzspezialisten (aus dem nach Anzahl der Patienten bzw. Überweisungen des bzw. an den jeweiligen Herzspezialisten verteilt wird), usw. usf.
Nochmal, alles nur Beispiele. Denn hier ist der Clou: Absolut alle Daten, die erforderlich wären, die gerechte und angemessene Verteilung der Krankenversicherungsbeiträge zu gewährleisten, sind doch vorhanden und im System abrufbar. Der gesamte Datensatz, also wieviel und wie oft jemand irgendeine Einrichtung des Gesundheitssystems benötigt, liegt vor, und lässt sich problemlos für eine gesicherte Statistik über die Gesamtleistung und -verteilung des Systems verwenden. Man würde sie jährlich anpassen müssen (wie sich eben die Gesundheit der Menschen im neuen System drastisch verbessern würde), aber auch das stellt ja kein Problem dar.
Klar, diese Daten auszuwerten, damit wären Menschen überfordert, dafür benötigt man Computer. Aber die haben wir ja. Um den zwangsläufigen Effekt hervorzurufen, dass das System umso weniger Geld erhielte, umso mehr Menschen krank wären, und also das wirtschaftliche Interesse des Systems dringend, sehr dringend der gesunde Mensch würde.